Gesundheit
und Prävention durch Nährstoffe
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Entwicklung der Gehirn- und Sehleistung bei
Babies
Die Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung ideal auf die biologischen
Bedürfnisse des Baby abgestimmt. Das Fett der Muttermilch ist
der wichtigste Energieträger für den Säugling. Es
liefert ca. 40 - 55 % der zugeführten Energie und enthält
ca. 0,2% Docosahexaensäure DHA und 0,04% Eicosapentaensäure
EPA.
In Kuhmilch und aus ihr hergestellten Babynahrungen fehlen dagegen
die wichtigen Omega-3 Fettsäuren DHA und EPA.
Die Gabe von unterschiedlichen Mengen Fischöl führte bei
stillenden Frauen zu einer dosisabhängigen Anreicherung von
Omega-3 Fettsäuren in der Muttermilch.
Zwischen der 26. und 40. Schwangerschaftswoche reichert sich die
DHA im Gehirn des Ungeborenen an. In den ersten Lebenswochen ist
das Neugeborene in Bezug auf DHA sehr labil, weil in dieser Zeit
die langkettigen Omega-3 Fettsäuren in besonders grosser Menge
für die Synthese von Prostaglandinen und anderen Eicosanoiden
sowie für die Einlagerung in die Zellmembranen der rasch wachsenden
Gewebe verbraucht werden.
Ein Mangel an Omega-3 Fettsäuren führt zu Verschlechterung
der Augen- und Gehirnfunktionen von Neugeborenen.
Bei Mütter mit regelmässigem Fischverzehr, oder mit Einnahme
von Omega-3 Kapseln kann sich der Anteil auf bis zu 2% DHA der Muttermilch
erhöhen. Babynahrung mit einem Anteil von 9% ALA bewirkte keinen
wesentlichen Anstieg von DHA in den Körperzellen von Babies.
In der Schwangerschaft und Stillzeit liegt der Bedarf an Omega-3
Fettsäuren höher. Es sollten zusätzlich
50 mg im 1. bis 4. Monat
160 mg im 5. bis 8. Monat
250 mg im 9. bis 12. Monat
während der Stillzeit aufgenommen werden. Wenn das Neugeborene
nicht gestillt wird, ist eine Babynahrung mit Omega-3 Fettsäuren
zu bevorzugen.
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Arthritis
Gelenkentzündung
Polyarthritis
Entzündung an mehreren Gelenken
In entzündeten Gelenken finden sich Cytokine und die Eicosanoide
ES; Thromboxan TXA2, Prostaglandin PGE2, Leukotrien LTB4 als wesentliche
Entzündungsmediatoren. Diese ES werden aus Arachidonsäure
AA gebildet. Besonders reich an AA sind tierische Lebensmittel,
sehen Sie dazu die Liste unter AA in
der Tabelle.
Da Arachidonsäure im Vergleich zu anderen Fettsäuren weniger
schnell verstoffwechselt wird, reichert sie sich in Zellmembranen
schneller an. Sowohl beim totalen Fasten, als auch unter vegetarischer
Ernährung kommt es bereits nach wenigen Tagen zu einer Verringerung
der Arachidonsäurekonzentration in den Blutfetten.
EPA hemmt kompetitiv die Umwandlung von AA in Eicosanoide ES und
reduziert so die Synthese o. g. Entzündungsmediatoren.
In einer Reihe von klinischen Untersuchungen konnte der positive
Effekt von Eicosapentaensäure EPA bei chronisch entzündlichen
Gelenkerkrankungen belegt werden. Erste orientierende Therapiestudien
mit 1,8 g EPA bei niedrigem Fettanteil in der Diät verliefen
positiv.
Kremer, J.M., A.V. Michalek, I. Lininger:
Effects of manipulations of dietary fatty acids on clinical manifestations
of rheumatoid arthritis. Lancet I (1985) 184.
Darauf basierend wurden weitere Studien mit Fischöl und Olivenöl
durchgeführt, wobei täglich 2,7g EPA und 1,8g DHA während
einer Phase von 15 Tagen gegeben wurden.
Einige klinische Parameter besserten sich signifikant mit Fischöl,
nicht hingegen mit Olivenöl. Bei Fischöl kam es zu einer
besseren Beweglichkeit der befallenen Gelenke und einem Rückgang
der morgendlichen Steife in den kleinen Fingergelenken. Gleichzeitig
konnten Rückbildungen der Entzündungsparameter einschliesslich
der Abnahme bestimmter, entzündlicher Gewebsreaktionen begünstigender
Leukotriene gemessen werden.
Kremer, J.M., W. Jubiz, A. Michalek: Fish
oil fatty acid supplementation in active rheumatoid arthritis, a
double-blind controlled crossover study. Ann. intern. Med. 106 (1987)
497.
Sperling, R.I., M. Weinblatt, J.L. Robin: Effects
of dietary supplementation with marine fish oil on leukocyte lipid
mediator generation and function in rheumatoid arthritis. Arth.
and Rheum. 30 (1987) 988.
Eine optimale Versorgung mit den Vitaminen A, E, C, Beta-Carotin
und den Spurenelementen Selen und Zink verringert die Bildung von
Entzündungsmediatoren.
Die pro Tag erforderliche Menge an Vitamin E liegt offenbar weit
über den von den DACH empfohlenen Referenzwerten von 12-15mg
für Erwachsene. Hierfür spricht eine Studie, welche bei
50-60% der Menschen mit chronischer Polyarthritis eine Mangelversorgung
mit Vitamin E nachgewiesen hat.
Honkanen, V., Y.T. Konttinen, H. Mussalo-Rauhamaa:
Vitamin A, E, zinc and retinol binding protein in rheumatoid arthritis.
Clin. Exp. Rheumatol. 7 (1989) 465-469.
Vitamin E Megadosen bis zu 1,2 g alpha-Tocopherol/Tag
wurden empfohlen.
Adam, O.: Entzündungshemmende Ernährung bei rheumatischen
Erkrankungen. Ernährungs-Umschau 41 (1994) 222-225.
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Rheuma(tismus)
Schmerzhafte Erkrankung der Gelenke, Muskel, Nerven und Sehnen
Klinische Studien haben nachgewiesen, dass eine Reihe von Symptomen
des Gelenkrheuma (insbesondere die morgendliche Gelenksteife, die
Schwellung und Schmerzhaftigkeit) durch die Einnahme von Fischölkapseln
gebessert werden kann. Die Wirksamkeit ist allerdings nicht so intensiv,
wie stark entzündungshemmender Medikamente, mit Wirkstoffen
wie Salicylsäure, oder Kortison, welche häufig bei Gelenkrheuma
eingesetzt werden.
Die Omega-3 Fettsäuren sind zwar nicht wirksam genug, um diese
Medikamente ersetzen zu können, es wurde aber mehrfach nachgewiesen,
dass sie zu einer Reduzierung der Dosis dieser starken Medikamente
beitragen. Das ist insofern von grossem Vorteil, als diese Medikamente
oft gefährliche Nebenwirkungen aufweisen wie z. B. Magenschleimhautentzündung
oder gar Magengeschwüre. Die Omega-3 Fettsäuren haben
im Vergleich dazu praktisch keine Nebenwirkungen.
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Herzgefässerkrankung
Herzinfarkt
Arteriosklerose
Krankhafte Veränderung der Arterien (Blutadern) mit Verhärtung,
Verdickung und Elastizitätsverlust (Arterienverkalkung)
Studien zur Verringerung von Reinfarkten (Sekundärprophylaxe)
mit einer Diät reich an mehrfach ungesättigten Omega-6
Fettsäuren, bei geringem Anteil an gesättigten Fettsäuren
verliefen überwiegend negativ. Lediglich dann, wenn zusätzlich
der Verzehr von fettem Fisch, reich an Omega-3 Fettsäuren,
empfohlen wurde, konnte zwei Jahre nach dem Infarkt die Mortalitätsrate
um 29% signifikant gesenkt werden.
Auch mit einer mediterranen Kost (reich an Obst, Gemüse etc.)
mit besonders hohem Anteil an alpha-Linolensäure ALA konnte
die Rate an Reinfarkten signifikant gesenkt werden. Da die gewählte
Kostform möglicherweise verschiedene protektive Bestandteile
enthält, lässt sich nicht eindeutig entscheiden, welche
Bedeutung dem hohen Gehalt an alpha-Linolensäure zukommt.
Lorgeril, M. de, S. Renaud, N. Mamelle,
P. Salen, J.-L. Martin, I. Monjaud, J. Guidollet, P. Touboul, J.
Delaye: Mediterranean alpha-linolenic acid-rich diet in secondary
prevention of coronary heart desease. Lancet 343 (1994) 1454-1459.
Der protektive Effekt von EPA ergibt sich bei deren Umwandlung
in spezielle Prostazykline, Thromboxane und Leukotriene, die eine
Reihe von antiarteriosklerotischen Wirkungen besitzen. Sie senken
die Serum-, Triglycerid-, LDL- und VDL-Konzentration, erniedrigen
den Blutdruck und vermindern die Thrombozytenaggregation.
Zu einer Senkung der Gesamtcholesterinkonzentration kommt es offenbar
nur durch Reduktion der LDL-Fraktion bei hohen Ausgangswerten. Hierbei
wird die HDL-Fraktion erhöht.
Ulbricht, T.L.V., D.A.T. Southgate: Coronary
heart disease: Seven dietary factors. Lancet 338 (1991) 985-992.
Die Thrombozytenaggregation spielt offenbar in der Frühphase
der Arteriosklerose eine zentrale Rolle, da der Prozess der Gefässwandschädigung
wahrscheinlich mit Verletzung des Endothels (Zellschicht an der
Innenfläche der Blutgefässe) beginnt. Hier kommt es zu
Anlagerungen von Thrombozyten, die ihrerseits durch Freisetzen bestimmter
Substanzen subendotheliale Zellschichten zur Proliferation (Zellvermehrung)
anregen. Erst anschliessend kommt es nach der Hypothese des verletzten
Endothels zur Einlagerung von Lipiden.
Ein hoher Verzehr von EPA würde somit über eine Verminderung
der Thrombozytenhaftfähigkeit der frühesten Phase der
Arteriosklerose entgegenwirken.
Kasper Heinrich: Ernährungsmedizin
und Diätetik, 9., neubearbeitete Auflage, Verlag Urban&Fischer.
Diese Erkenntnisse über die Wirkungen der aus EPA gebildeten
Prostaglandine und Leukotriene haben zusammen mit Ergebnissen epidemiologischer
Untersuchungen zu der Vorstellung geführt, dass der in der
Kost westlicher Industrieländer sehr niedrige Anteil an Omega-3
Fettsäuren wesentlich für die Häufigkeit arteriosklerotischer
Gefässerkrankungen mitverantwortlich ist.
Kasper Heinrich: Ernährungsmedizin
und Diätetik, 9., neubearbeitete Auflage, Verlag Urban&Fischer.
In mehreren Interventionsstudien konnte eine protektive Wirkung
von langkettigen Omega-3 Fettsäuren, insbesondere von Eicosapentaensäure
EPA, in Bezug auf den tödlichen Herzinfarkt gezeigt werden.
Die kürzlich (1999) durchgeführte GISSI-Studie zeigte
dieselbe protektive Wirkung mit Fischölkapseln. Die Einnahme
von 1,0g EPA und DHA täglich, reduzierte die Todesfälle
aufgrund von Herzkranzgefässerkrankungen um 20%.
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Herzbypass
Umgehung einer verengten Blutbahn im Herz durch Einsetzung eines
Teils zur Verbesserung der Durchblutung
Prophylaxe
PTCA-Restenosierung
Schutz vor erneuter Weitung verengter Herzblutkanäle, nach
perkutaner (von Aussen durchgeführter) transluminaler (durch
die Blutader) koronarer (des Herzen) Angioplastie (getätigter
Eingriff im Herzen mittels Röntgentechnik)
Eine weitere mögliche Indikation für eine Langzeitbehandlung
mit Omega-3 Fettsäuren ist die Prophylaxe von Restenosierungen
nach perkutaner transluminaler koronarer Angioplastie (PTCA). Die
Verringerung der Thrombozytenaggregation, der antiinflammatorische
Effekt und die im Tierversuch nachgewiesene Verminderung der Intimahyperplasie
(Gewebsvergrösserung der Gefässinnenhaut) waren die Voraussetzungen
für die Durchführung entsprechender Therapiestudien.
Die in der Literatur mitgeteilten Ergebnisse sind diskrepant. Eine
Metaanalyse aus dem Jahr 1993 kommt zu einem positiven Ergebnis.
In den Studien mit erneuter Koronarangiographie zur Erfolgskontrolle,
konnte durch Therapie mit Fischöl die Restenoserate im Vergleich
zur Kontrollgruppe um etwa 14% herabgesetzt werden. Als tägliche
Omega-3 Fettsäuredosis werden 3-6,5g angegeben.
Gapinski J.P., J.V. VanRuiswyk, G.R. Heudebert,
G.S. Schectman: Preventing restenosis with fish oils following coronary
angioplasty. A metaanalysis. Arch. intern. Med. 153 (1993) 1595-1601.
In einer Studie an 551 Patienten, bei denen 8g Omega-3 Fettsäuren
täglich mit Maiskeimöl als Placebo verglichen wurde, konnte
dieser positive Effekt nicht bestätigt werden.
Leaf, A., M.B. Jorgensen, A.K. Jacobs, G.
Cote: Do fish oils prevent restenosis after coronary angioplasty.
Circulation 90 (1994) 2248-2257.
Positiv war hingegen der Einfluss von Omega-3 Fettsäuren
bei Patienten mit einem koronaren Venenbypass. Von 610 Patienten
kam es bei 27% unter Fischöl und bei 33% unter Placebo zu einer
Stenosierung des Bypasses.
Eritsland, J., H. Arnesen, K, Groenseth:
Effect of Dietary Supplementation with Omega-3 Fatty Acids on Coronary
Artery Bypass Graft Patency. Am. J. Cardiol. 77 (1996) 31-36.
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Darmerkrankungen
Colitis
ulcerosa
Entzündung der Darmschleimhaut aufgrund von Geschwürbildung.
Nebst genetischer Prädisposition kann geringer Verzehr von
Früchten und der daraus resultierende Mangel wasserlöslicher
Ballaststoffe die Umwandlung resistenter Stärke in wichtige
kurzkettige Fettsäuren vermindern. Die länger anhaltende
Unterproduktion kurzkettiger Fettsäuren schädigt die Darmschleimhaut.
Durch diesen fehlenden Schutz können Sulfide, die bei der bakteriellen
Degradierung schwefelhaltiger Aminosäuren entstehen, die Schleimhaut
entzünden. Hier wirkt EPA ebenso kompetitiv gegen die aus AA
entstehenden Enzündungsmediatoren.
Die im Fischöl enthaltene EPA konkurriert zusammen mit AA um
die Cyclooxygenase als auch um Lipoxygenase. Dies führt zu
einer vermehrten Bildung von Prostaglandin I3, Thromboxan A3 und
Leukotrien B5 bei gleichzeitig verminderter Synthese von Leukotrien
B4. Prostaglandin I3 wirkt antiinflammatorisch. Der proinflammatorische
Effekt von Thromboxan A3 und Leukotrien B5 ist deutlich geringer
als der von Thromboxan A2 und Leukotrien B4.
Eine vergleichende Untersuchung mit Fischöl, Nachtkerzenöl
und Olivenöl (Plazebo) an 43 Patienten mit einer Colitis ulcerosa
ergab während einer Beobachtungszeit von 6 Monaten keine Unterschiede
in der Stuhlfrequenz, dem rektalen Blutabgang, dem endoskopischen
Bild und den histologischen Veränderungen in der Rektumschleimhaut.
Nachtkerzenöl hatte im Vergleich zu Olivenöl (Plazebo)
nur einen signifikanten Effekt auf die Stuhlkonsistenz.
Greenfield, S.M., A.T. Gree, J.P. Teare,
A.P. Jenkins, N.A. Punchard, C.C. Ainley, R.P.H. Thompson: A randomized
controlled study of evening primrose oil and fish oil in ulcerative
colitis. Aliment. Pharmacol. Ther. 7 (1993) 159-166.
Andere Autoren fanden in Doppelblind-Plazebo-kontrollierten und
offenen Studien signifikante Verbesserungen sowohl der Krankheitsaktivität
als auch des histologischen (Gewebs-) Befundes.
Astan, A., G. Triadafilopoulus: Fish oil
fatty acid supplementation in active ulcerative colitis: A double-blind,
placebo-controlled, crossover study. Amer. J. Gastroent. 87 (1992)
432-437.
Salomon, P., A.A. Kornbluth, H.D. Janowitz: Treatment
of ulcerative colitis with fish oil omega-3 fatty acid: An open
trial. J. clin. Gastroent. 12 (1990) 157-161.
Stenson, W.F., D. Cort, J. Rodgers, R.
Burakoff, K. DeSchryver-Kecskemetti, T.L. Gramlich, W. Beeken: Dietary
supplementation with fish oil in ulcerative colitis. Ann. intern.
Med. 116 (1992) 609-614.
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Morbus
Crohn
Chronische, in Schüben verlaufende Entzündung des Dünndarms
In der deutschen Crohn-Studie IV konnte, nachdem bei 204 Patienten
eine Remission (CDAI <150) mit Corticosteroiden erziehlt worden
war, durch anschliessende Gabe eines Fischölpräparates
(3x2 Kapseln zu je 1 g Omega-3 Fettsäuren) im Vergleich zu
Plazebo keine signifikant längere Remission (Krankheitsrückgang)
erzielt werden.
Lorenz-Meyer, H., P. Auber, C. Nicolay,
B. Schulz, J. Purrmann, W.E. Fleig, C. Scheurlen, I. Koop, V. Pudel,
L. Carr: Omega-3 fatty acids and low carbohydrate diet for maintenance
of remission in Crohns disease. A randomized controlled multicenter
trial. Scand. J. Gastroenterol. 31 (1996) 778-785.
Während in der o. g. Studie der remissionserhaltende Effekt
bei vorausgegangener Therapie des akuten Schubes mit einem Corticosteroid
untersucht wurde, behandelten italienische Autoren in einer Doppelblind-Plazebo-kontrollierten
Studie an 78 Patienten, die bei Studienbeginn während der letzten
drei Monate ohne medikamentöse Therapie eine CDAI <1 aufwiesen,
mit einem Omega-3-Fettsäurepräparat, das mikroverkapselte
freie Omega-3 Fettsäuren enthielt. Die Tagesdosis an Omega-3
Fettsäuren betrug 2,7g. Ein Rezidiv (Rückfall) wurde definiert
als Anstieg des CADI um mehr als 100 Punkte bzw. ein Wert um mehr
als 150 Punkte während einer Dauer von zwei Wochen. In der
mit Omega-3 Fettsäuren behandelten Gruppe kam es bei 28%, in
der Plazebogruppe bei 69% zum Auftreten eines Rezidivs (Rückfalls).
Also um 41% weniger Rückfälle durch Omega-3.
Belluzzi, A., C. Brignola, M. Campieri,
A. Pera, S. Boschi, M. Miglioli: Effect of an enteric-coated fish-oil
preparation on relapses in Crohns disease. N. Engl. J. Med.
224 (1996) 1557-1560.
Diese sich widersprechenden Studienergebnisse könnten Folge
der in der erstgenannten Untersuchung vorausgegangenen Therapie
mit Corticosteroiden sein.
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Diabetes
mellitus
Störung des Kohlenhydratstoffwechsels verursacht durch einen
anomal hohen Zuckerspiegel in Blut
Beim Einsatz von Fischöl, etwa zur Therapie der bei Typ-2-Diabetikern
häufigen Hypertriglyceridämie, ist vorsicht geboten, da
Omega-3 Fettsäuren die Glucosetoleranz bei Diabetikern verschlechtern
können.
Glauber H.P., P. Wallace, K. Griver, G.
Brechtel: Adverse metabolic effects of omega-3 fatty acids in non-insulin-dependent
diabetes mellitus. Ann. intern. Med. 108 (1988) 663-668.
Der Effekt von Omega-3 Fettsäuren auf den Lipoproteinstoffwechsel
unterscheidet sich offenbar bei Diabetikern und Stoffwechselgesunden.
Bei 10 Männern mit insulinpflichtigem Diabetes mellitus kam
es unter Gabe von Omega-3 Fettsäuren in Form von Fischöl
nach 3 Wochen zu einem signifikanten Abfall der Triglyceridkonzentration
und zu einem signifikanten Anstieg des Gesamtcholesterins, des LDL-
und HDL-Cholesterins, wobei insbesondere die HDL2-Fraktion anstieg.
Bei Stoffwechselgesunden änderten sich die genannten Parameter
nur gering. Keinen Einfluss hatte die Gabe von Fischöl auf
die Nüchternblutzuckerkonzentration, die HbA1-Konzentration
und den Insulinbedarf bei Diabetikern.
Mori, T.A.: Dietary fish oils increase serum
lipids in insulindependent diabetics compared with healthy controls.
Metabolism 38 (1989) 404.
In einer weiteren Studie an insulinbedürftigen Typ-1-Diabetikern
kam es unter der Gabe von täglich 7,7g Omega-3 Fettsäuren
ebenfalls zu einem signifikanten Abfall der Serumtriglyceridkonzentration
bei geringem Anstieg des Gesamtcholesterins und des HDL-Cholesterins
ohne signifikante Änderung der LDL-Cholesterinfraktion. Das
Verhalten der Blutzuckerkonzentration und die Höhe des Insulinsbedarfs
wurden nicht signifikant verändert.
Landgraf-Liurs, M.M.C.: Pilot study on omega-3
fatty acids in type I diabetes mellitus. Diabetes 39 (1990) 369.
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Hypercholesterinämie
Erhöhter Fettgehalt des Blutes mit reduzierter Zahl roter
sauerstofftransportierender Blukörperchen
Hyperlipoproteinämie
Erhöhter Fettproteingehalt des Blutes mit reduzierter Zahl
roter sauerstofftransportierender Blutkörperchen
Von prognostischer und folglich praktischer Bedeutung sind Stoffwechselstörungen
besonders bei Patienten mit dialysepflichtiger Niereninsuffizienz,
bei denen sich in der Mehrzahl eine Hyperlipidanämie findet.
Neben den üblichen diätetischen Massnahmen bei Hyperlipoproteinämien
haben sich Fette reich an Omega-3 Fettsäuren bewährt.
Neben dem Effekt auf Hypertriglyceridämie haben diese mehrfach
ungesättigten Fettsäuren eine positive Wirkung auf den
Blutdruck und die Fliesseigenschaften des Blutes. Unter Gabe von
Fischölkapseln kam es bei Patienten mit chronischer Hämodialyse
sowohl zu signifikanten Senkungen des systolischen und diastolischen
Blutdrucks als auch der Gesamtcholesterin- und Triglyceridkonzentration
im Blut.
Hamazaki, T., R. Nakazawa, S. Tateno: Effects
of fish oil rich in eicosapentaenoic acid on serum lipid in hyperlipidemic
hemodialysis patients. Kidney Int. 26 (1984) 81.
Teschert, W., T. Rossodivita, N. Rolf: Langzeitwirkung
einer niedrigdosierten diätetischen Gabe von Omega-3 Fettsäuren
auf die Dyslipoproteinämie und das Blutdruckverhalten bei chronischen
Hämodialysepatienten. Schweiz. Rundschau Med. 77 (1988) 973.
In einer Studie von Singer und Mitarbeiter verzehrten 8 Männer
mit einer Typ-IV- bzw. Typ-V-Hyperlipoproteinämie während
je zwei Wochen im Crossover-Versuch unter isokalorischen Bedingungen
täglich entweder eine Dose handelsüblicher Heringe bzw.
Makrelen. Die aufgenommene Menge an EPA betrug 2,2 g/Tag mit Makrelen
und 1g/Tag mit Heringen. Die Natrium- und Kaliumaufnahme war unter
beiden Diäten etwa gleich. Es fand sich als ergebnis unter
Makrelendiät mit 2,2g EPA/Tag eine signifikante Senkung von
Cholesterin- und Triglyceridkonzentratium im Blut.
Unter Heringdiät mit niedrigeren EPA-Anteil waren die Effekte
entsprechend weniger stark ausgeprägt.
Darüber hinaus fand sich unter Makrelendiät mit 2,2g EPA/Tag,
sowohl in liegender als auch aufrechter Körperposition, eine
signifikante Senkung des systolischen Blutdrucks, bei unverändertem
diastolischen Druck, ein.
(Singer, P., M. Wirth, I. Berger, S. Voigt,
U. Gerike: Influence on serum lipids, lipoproteins and blood pressure
of mackerel and hering diet in patients with type IV and V hyperlipoproteinemia.
Artherosclerosis 56, 1985-111)
In einer prospektiven kontrollierten Doppelblindstudie wurde der
Langzeiteffekt von Fischöl im Vergleich zu Olivenöl auf
die Konzentration von Serumlipiden und Lipoproteinen bei Menschen
mit normalen bzw. gering erhöhten Blutfettwerten untersucht.
Während der einjährigen Behandlung wurden täglich
9g Fischöl mit einem Gehalt von 3,2g Omega-3 Fettsäuren
bzw. 9g Olivenöl in Form von Kapseln aufgenommen.
Unter Gabe von Fischöl kam es zu einer Senkung der mittleren
Serumtriglyceridkonzentration um 26%, und einer Steigerung der HDL-Cholesterinkonzentration
ebenfalls um 26% im Vergleich zum Ausgangswert.
Demgegenüber führte die Behandlung mit Olivenöl zu
keiner Beeinflussung der Serumtriglyceride, während die HDL-Cholesterinkonzentration
um 18% anstieg.
(Franzen, D., J. Geisel, H.W. Höpp,
K. Oette, H.H. Hilger: Langzeiteffekte von niedrigdosiertem Fischöl
auf Serumlipide und Lippoproteine. Med. klin. 88, 1993, 134-138)
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Migräne
Anfallsweise auftretender, meist einseitiger, u. a. mit Sehstörungen
und Erbrechen verbundener, heftiger Kopfschmerz
Es gibt Hinweise darauf, dass hoher Kochsalzkonsum und der Verzehr
von Fleischwaren, die unter Verwendung von Natriumnitrit (sog. Pökelsalz)
hergestellt wurden, eine Migräne auslösen, ohne dass der
Wirkmechanismus bekannt ist.
Auch Alkohol wirkt vasodilativ (gefässerweiternd) und kann
Migräneanfälle auslösen. Bei der Bewertung alkoholischer
Getränke muss jedoch auch der oft hohe Gehalt an Tyramin berücksichtigt
werden. Das ebenfalls in alkoholischen Getränken vorkommende
Histamin begünstigt in erster Linie die Entstehung des Cluster-Kopfschmerzes,
eine Variante der Migräne.
Möglicherweise fördert auch der Süssstoff Aspartam
bei besonders prädisponierten Personen die Entstehung von Kopfschmerz.
Durch Gabe von Omega-3 Fettsäuren kann die Häufigkeit
und Intensität von Migräneattacken wahrscheinlich reduziert
werden.
McCarren, T., R. Hitzemann, R. Smith, R.
Kloss, C. Allen, C.J. Glueck: Amelioration of severe migraine by
fish oil (omega-3) fatty acid. Amer. J. clin. Nutr. 41 (1985) 874.
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Neurodermitis
Zu den Ekzemen zählende entzündliche, auf nervalen
Störungen beruhende chronische Hauterkrankung mit Bläschenbildung
und Lichenifikation; Juckflechte
Die Neurodermitis ist eine der häufigsten Hautkrankheiten.
In den westlichen Industrieländern leiden mind. 10% der Kinder
und ca. 0,5-12% der Erwachsenen an dieser Erkrankung, mit steigender
Tendenz. Der Name leitet sich von neuronalen Einflüssen, d.h.
Einflüssen des Nervensystems, auf die Entzündung der Haut
(Dermatitis) ab. Es gibt zahlreiche andere Bezeichnungen, die mit
Neurodermitis gleichgesetzt werden. So z.B. atopische Dermatitis,
wobei unter Atopie heute eine ungewöhnliche Überempfindlichkeit
auf bestimmte Substanzen der Umwelt (z.B. Baumpollen) verstanden
wird. Andere Begriffe sind atopisches Ekzem (Entzündung der
Haut), endogenes (von innen kommendes) Ekzem oder konstitutionelles
(auf Veranlagung basierendes) Ekzem.
Es gibt Hinweise darauf, dass Prostaglandin PGE1 wesentliche immunregulatorische
Wirkungen in der Haut zukommen. Ein Mangel an diesem Prostaglandin
ist - so wird angenommen - in der frühen Säuglingsphase
für die Ausreifung des zellulären Immunsystems mitverantwortlich.
Der Mangel hat eine lebenslange Funktionsschwäche der T-Suppressor-Lymphozyten
mit unzureichender Kontrolle der B-Lymphozyten und überschiessender
IgE-Synthese zur Folge.
Die Gabe von Omega-3 Fettsäuren und die hierdurch verminderte
Freisetzung proinflammatorischer Mediatoren aus Arachidonsäure,
insbesondere Leukotriene B4, kann positiv auf die Symptomatik wirken.
Unter täglich 10g Fischöl, entsprechend 3g Omega-3 Fettsäuren,
kam es im Vergleich zu Olivenöl nach 12 Wochen zu einer signifikanten
Besserung der klinischen Symptomatik.
Bjørneb, A., E. Søyland,
G-E A. Bjørneb, G. Rajka, C.A. Drevon: Effect of omega-3
fatty acid supplement to patients with atopic dermatitis. J. Intern.
Med. 225 (1989) 233-236.
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Psoriasis
Schuppenflechte
Chronische, entzündliche, proliferative (wuchernde), nicht
ansteckende Hauterkrankung mit charakteristisch scharf begrenzten,
mattroten, schuppigen Plaques, überwiegend im Bereich der Streckseiten
der Gelenke und der Kopfhaut. In 30-50 % der Fälle sind auch
die Nägel befallen. Ebenso können Gelenkentzündungen
(Arthritis) vorkommen. In seltenen Fällen treten auch mit (weißen
Inhalt) gefüllte Bläschen (Pusteln) auf, die aber keine
Eitererreger, wie Bakterien, enthalten. Die Psoriasis verläuft
typischerweise wellenförmig, d.h. in Schüben. Die Verbreitung
in West- und Mitteleuropa liegt bei ca. 1,5 - 3%.
Die mehrfach ungesättigte Fettsäure Arachidonsäure
AA ist in freier Form in der psoriatrischen Haut um das etwa 20fache
erhöht. Damit steht die Ausgangssubstanz für die Synthese
entzündungsfördernder Eicosanoide in hoher Konzentration
zur Verfügung.
Die AA wird bei gesteigerter Aktivität von Phospholipase A2
aus Phospholipiden der Haut freigesetzt.
Die vermehrte Synthese von Entzündungsmediatoren aus Arachidonsäure
ist die Basis für den therapeutischen Einsatz von Omega-3 Fettsäuren.
Aufgrund epidemiologischer Untersuchungen ist die Psoriasis bei
Eskimos, die im Rahmen ihrer traditionellen
Ernährung grosse Mengen an Omega-3 Fettsäuren aufnehmen,
sehr selten, während Menschen unter westlichen Ernährungsgewohnheiten
wesentlich häufiger an der Schuppenflechte erkranken.
Burston, J.L.: Dietary fatty acids and inflammatory
skin disease. Lancett I (1989) 27-31.
Diese epidemiologischen Daten veranlassten zu Therapiestudien
mit dem an Omega-3 Fettsäure reichen Fischöl. Es wurden
Mitte der achziger Jahre die ersten Therapieergebnisse veröffentlicht.
Die Autoren berichteten über leichte bis mässige Besserung
der Hauterscheinungen, Rückgang der Schuppung, des Erythems
(Rötung der Haut) und der Hautdicke, bei 8 von 13 Patienten.
Fünf Kranke zeigten keinen Effekt. Die während acht Wochen
gegebene Dosis an Fischöl entsprach 5g EPA und lag weit über
der Menge, die durch vermehrten Fischverzehr erreicht werden kann.
Ziboh, V.A., K.A. Cohen, C.N. Ellis, C.
Miller, T.A. Hamilton, K. Kragballe, C.R. Hydrick, J.J. Voorhees:
Effects of dietary supplementation of fish oil on neutrophil and
epidermal fatty acids. Modulation of clinical course of psoriatic
sujects. Arch. Derm. 122 (1986) 1277-1282.
Sowohl in dieser als auch in Folgestudien, bei denen es mit wenigen
Ausnahmen zu entsprechend positiven Ergebnissen kam, wurde die Gabe
von Fischöl mit einer fettarmen Kost kombiniert, und versucht
die Zufuhr an Omega-6 Fettsäuren, insbesondere an AA, gering
zu halten.
Während die ersten Therapiestudien nur an relativ kleinen Fallzahlen
durchgeführt wurden, bestätigte eine finnische Untersuchung
an 80 Kranken den positiven Effekt von Omega-3 Fettsäuren bei
der Psoriasis. Bei Patienten mit nur geringen Hauterscheinungen
war der Behandlungserfolg deutlich besser als bei schweren Verlaufsformen.
Von 34 Patienten mit einer Psoriasis arthropathica (mit Gelenkleiden)
kam es bei 16 zu einer signifikanten Besserung der meist ausgeprägten
Gelenkschmerzen. Nur bei zwei Kranken zeigte sich keinerlei Einfluss
auf die Gelenkbeschwerden.
Lassus, A., A.L. Dahlgren, M. Halpern, J.
Santalahti, H.P. Happonen: Effects of dietary supplementation with
polyunsaturated ethyl ester lipids (Angiosan) in patients with psoriasis
and psoriasis arthritis. Internat. Res. J. Internat. Med. Res. (1990)
68-73.
Während alle bisher veröffentlichten Therapiestudien
mit Fischöl nur bei einem Teil der Kranken einen überwiegend
mässigen Therapieerfolg zeigten, verlief eine Kombinationsbehandlung
von Fischöl mit UVB-Fototherapie eindeutig positiv.
In der Doppelblindplazebo-kontrollierten Studie wurde Fischöl
mit Olivenöl verglichen. Die Fischölgruppe zeigte in Kombination
mit UVB-Bestrahlung im Vergleich zur Plazebogruppe einen signifikanten
Abfall der TBSA (total body surface area), d. h. der von Psoriasis
befallenen Körperoberfläche. Eine entsprechende vergleichende
Studie, in der die Kombination mit einer topischen Corticoidtherapie
(äussere Anwendung von Kortison) verglichen wurde, verlief
hingegen negativ.
Gupta, A.K., C.N. Ellis, D.C. Tellner, T.F.
Anderson, J.J. Voorhees: Double-blind, placebo-controlled study
to evaluate the efficacy of fish oil and low-dose UVB in the treatment
of psoriasis. Brit. J. Dermat. 120 (1989) 801-807.
Während alle bisher genannten Studien mit Fischöl bzw.
Eicosapentaensäureestern durchgeführt wurden, verglichen
englische Autoren das Verhalten der Hauterscheinungen unter dem
Verzehr von fettarmen bzw. fettreichem Fisch. Der regelmässige
Verzehr von fettem Fisch (Makrelen, Lachs, Hering etc.), entsprechend
einer Gesamtmenge von 1-2g EPA, hatte im Vergleich zu fettarmem
Fisch eine signifikante Besserung der Hauterscheinung zur Folge.
Collier, P.M., A. Ursell, K. Zaremba, C.M.
Payne, R.C. Staughton, T. Sanders: Effect of regular consumption
of oily fish compared with white fish on chronic plaque psoriasis.
Europ. J. clin. Nutr. 47 (1993) 251-254.
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Multiple
Sklerose MS
Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks unter Bildung zahlreicher
Verhärtungsherde in den Nervenbahnen
Nach neueren Erkenntnissen wird die Multiple Sklerose als eine
Erkrankung mit einer Fehlsteuerung des Immunsystems (Autoimmun-Krankheit)
diskutiert. In den Gefäßen der Blut-Hirn-Schranke kommt
es zur Ansammlung von Granulozyten und Lymphozyten (sog. Entzündungszellen).
Diese Zellen bilden entzündungsfördernde Eicosanoide,
die die Blut-Hirn-Schranke schädigen. Die Schutzschicht der
Nerven (Myelinscheide) wird durch die Entzündung zerstört,
so daß es zu bleibenden Schäden an den Nerven kommt.
Seit langem ist bekannt, daß Ernährungsfaktoren, vor
allem Nahrungsfette, einen Einfluß auf entzündliche Prozesse
haben. Durch Omega-3-Fettsäuren, vor allem Eicosapentaensäure
EPA, wird die Umwandlung von Arachidonsäure zu den entzündungsfördernden
Eicosanoiden vermindert. Da Arachidonsäure ausschließlich
in tierischen Lebensmitteln vorkommt, können diese, im Überfluß
genossen, den Entzündungsprozess bei Multipler Sklerose verstärken.
In mehreren klinischen Studien wurde ein positiver Effekt einer
Omega-3 Fettsäurereichen Ernährung bei chronisch entzündlichen
Gelenkerkrankungen (z. B. Rheuma) nachgewiesen.
Entsprechende Studien mit MS-Patienten waren nicht immer erfolgreich.
Dennoch hält man heute den Einsatz von Omega-3 Fettsäuren
bei MS für eine wichtige Massnahme. Die günstige Wirkung
von Fischölen beruht auf der Verdrängung der aus Arachidonsäure
gebildeten Entzündungsmediatoren.
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Tumorentstehung
Räumlich begrenzte anomale Grössenzunahme eines Gewebes
oder Organs
Die Entstehung bösärtiger Tumoren ist von drei Faktoren
abhängig:
- Alter
- Disposition
- Exposition
Je höher das Lebensalter, umso häufiger entwickeln sich
maligne (bösartige) Tumoren.
Die Disposition ist in erster Linie erblich bedingt. Zu malignen
Tumoren führen aber auch bestimmte Erkrankungen, wie etwa Gallensteine
für das Gallenblasenkarzinom, Colitis ulcerosa für das
Kolonkarzinom oder Fisteln für den Hautkrebs.
Die Exposition umfasst alle Umweltfaktoren, wovon die Ernährung
ein wesentlicher ist. Beim derzeitigen Kenntnisstand geht man davon
aus, dass der komplexe Vorgang der Tumorentstehung in mehreren zeitlich
unterschiedlich langen Stufen abläuft.
Ernährungsfaktoren können in den verschiedenen Phasen
modulierend auf diesen Vorgang einwirken.
Epidemiologische Studien an Populationen mit hohem Fischverzehr
und folglich hoher Zufuhr an Omega-3 Fettsäuren ergaben niedrige
Inzidenzen (Vorfälle) an einer Reihe chronischer Erkrankungen
wie Arteriosklerose, Psoriasis, multiple Sklerose, Hypertonie, chronische
Polyarthritis und maligne Tumoren, sodass ein protektiver Effekt
der Omega-3 Fettsäuren diskutiert wird.
Tierexperimentell fand sich ein Hemmeffekt auf die Entstehung von
Mamma- (Brust-), Pankreas- (Bauchspeicheldrüsen-), Kolon- (Darm-)
und Prostatatumoren.
Carroll, K.K.: Biological effects of fish
oil in relation to chronic diseases. Lipids 21 (1986) 731.
An der Kolon(Darm)schleimhaut des Menschen lässt sich ein positiver
Einfluss auf die als präneoplastischer Tumormarker geltende
Zellproliferation nachweisen (positiver Einfluss auf die Neubildung
bösartiger Geschwulst, erkennbar mittels des Tumormerkmals;
Wucherung des Gewebes durch Zellvermehrung).
Diese protektive Wirkung des an Omega-3 Fettsäuren reichen
Fischöls kommt durch quantitative und qualitative Änderungen
der Eicosanoidsynthese zustande.
Bartram, H.-P., H. Kasper: Bedeutung mehrfach
ungesättigter Fettsäuren bei Kolonkarzinogese. Akt. Ernährungsmed.
20 (1995) 31-35.
Quelle:Kasper Heinrich; Ernährungsmedizin
und Diätetik, 9. neubearbeitete Auflage Mai 2000,
Verlag Urban
& Fischer
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