Widersprüchliche Auslegung der
Richtwerte
Tägliche Zufuhr
von Omega-3 Fettsäuren im Ernährungsbericht 2000 falsch
interpretiert?
Autoren verkennen Essentialität von
Linolensäure ALA und vernachlässigen die Umwandlungsrate
in EPA
Gemäss Deutschem Ernährungsbericht 2000 ist die ausreichende
Zufuhr von essentiellen Fettsäuren gesichert, wenngleich das
Verhältnis von Omega-6 Fettsäuren zu Omega-3 Fettsäuren
von derzeit etwa 8 : 1 nach neuesten Erkenntnissen auf 5:1 abgesenkt
werden sollte (Seite 55, 2. Abs.).
Diese Aussage bezieht sich auf Linolensäure, welche zwar eine
Omega-3 Fettsäure - jedoch selbst kein Wirkstoff ist. Linolensäure
(Alpha-Linolensäure, ALA) ist ein Ausgangsstoff und muss vom
Körper über zwei Zwischenstufen in EPA umgewandelt werden.
Danach erst kann der Körper aus EPA die entzündungshemmenden
Prostaglandine der Serie 3, Leukotriene der Serie 5 und DHA herstellen.
Sehen Sie dazu das Diagramm Alles über Omega-3 und Omega-6
auf Seite 5. Bei diesen komplexen Prozessen kann der Körper
nur ca. 10% ALA in EPA umwandeln [1, 2, 3].
Eine Empfehlung wird normalerweise für wichtige Wirk- und essentielle
Nährstoffe gemacht. Die Linolensäure wird zwar zur Gruppe
der Omega-3 Fettsäuren gezählt, ist aber nicht ganz
essentiell, weil der Wirkstoff EPA nicht unbedingt aus ihr
hergestellt werden muss, sondern auch in fetthaltigen Fischen aus
kalten Gewässern enthalten ist. Als wirklich essentiell
sind die Wirkstoffe EPA und DHA zu definieren.
Alles scheint darauf hinzudeuten, dass im Deutschen Ernährungsbericht
2000 die Linolensäure aus Ausgangssubstanz überbewertet
- und deren Konversionsrate vernachlässigt wurde.
Die Berücksichtigung der Konversionsrate von 10% ergibt eine
tägliche Zufuhr bei Erwachsenen von ca. 170mg EPA und DHA.
Dieser Wert ist viel zu tief und weist eindeutig auf eine Mangelernährung
mit Omega-3 Fettsäuren hin.
1. DACH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr;
Seite. 54, 3. Abs.
2. Ernährungsmedizin und Diätetik, Kasper; Seite 17, 4.
Abs.
3.Gerster, H.: Can adults adequately convert alpha-linolenic acid
(18:3n-3) to eicosapentaenoic acid (20:5n-3) and docosapentaenoic
acid (22:6n-3)? International Journal of Vitamin Nutrition Research
68:3 (1998), 159-173/Vitamin Research Department, F. Hoffman-Roche
Ltd, Basel, Switzerland.
Mangel
an Omega-3 Fettsäuren EPA und DHA bei Personen im Alter
von 15 bis 51 Jahren |
Empfohlene Menge pro Tag
1,25g gem. British Nutrition Foundation |
1250 mg |
Mittlere tägliche Zufuhr
gemäss Ernährungsbericht 2000 |
- 170 mg |
In
unserer Nahrung fehlen pro Tag ca. 86,4% Omega-3 |
= |
1080 mg |
Die British Nutrition
Foundation BNF empfiehlt 1,25g EPA und DHA pro Tag
Die British Nutrition Foundation empfiehlt den täglichen Verzehr
von EPA and DHA in Form von 3 bis 4 g Fischöl mit standardisiertem
Gehalt von 30% Omega-3 Fettsäuren.
Der Bedarf kann auch durch den wöchentlichen Verzehr von 2
bis 3 Portionen ölhaltigem Fisch gedeckt werden. Eine Nahrung
die 2-3 Portionen ölhaltigen Fisch pro Woche enthält entspricht
ungefähr der Einnahme von 1.25 g EPA (20:5n-3) + DHA (22:6n-3)
pro Tag. Diese offizielle Empfehlung wurde aufgrund epidemiologischer
Untersuchungen, welche diesen langkettigen mehrfach ungesättigten
Omega-3 Fettsäuren in der Prävention von Herzgefäss-
und Entzündungskrankheiten eine günstige Rolle zuschreibt,
gegeben.
Die Ausgangsfettsäure ALA (18:3n-3), zu finden in Pflanzenölen
wie Leinsamen oder Rapsöl, wird vom menschlichen Organismus
teilweise als Energiequelle, oder als Basissubstanz der Metaboliten
genutzt, aber der Umwandlungsgrad scheint unzuverlässig und
beschränkt zu sein. Weiterhin zeigen die meisten Untersuchungen
an Menschen, dass wenn eine bestimmte, obwohl begrenzte Umwandlung
hoher Dosen ALA in EPA auftritt, die weitere Umwandlung in DHA sehr
limitiert ist. Beim Einsatz von ALA bei einer Ernährung mit
hohem Anteil gesättigter Fettsäuren liegt die Umwandlung
in die Metaboliten ungefähr bei 6% für EPA und 3,8% für
DHA. Bei einer Ernährung mit hohem Gehalt an Omega-6 Fettsäuren
wird die Umwandlung auf 40- 50% reduziert. Es ist deshalb vernünftig
und zu beachten, dass Omega-6 zu Omega-3 ein Verhältnis von
4 - 6:1 nicht überschreiten. Die begrenzte Konversion in DHA
mag kritisch sein, weil Studien bestätigen, dass dieses langkettige
Metabolit ein eigenständige Funktion u. a. im Retinum (Netzhaut
des Auge) und dem Sperma (männlichen Samen), wo sie die wichtigste
Fettsäure ist, inne hat.
Bei Neugeborenen wir ein Mangel mit Sehschädigung, Abnormalitäten
im Elektroretinogramm und der Wahrnehmungsentwicklung in Verbindung
gebracht.
Die mögliche Rolle von DHA bei Nervenfunktionen Erwachsener
muss genauer untersucht werden. Bei Risikofaktoren der Herzgefässe
konnte DHA die Triglyceridkonzentration reduzieren.
Diese Hinweise deuten darauf hin, dass der adäquaten Zufuhr
von DHA zukünftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss,
den die Zufuhr kann nur über das langkettige Metabolit zuverlässig
erreicht werden.
Quelle: BNF PUBLICATIONS n-3 Fatty Acids
and Health, Summary; www.nutrition.org.uk
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